REVIEW 003: Kamikazes – Königsmische


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Ein Kamikaze ist laut wild gegoogleter Definition ein „Pilot […] der sich unter Selbstaufopferung mit seinem Bombenflugzeug auf feindliche Ziele stürzt.“

Soweit so gut. Die Kamikazes aus Wuppertal (auch bekannt als Kamikaze Brothers) kommen zu zweit daher und packen genau diesen Grundsatz in ihre Musik: Selbstzerstörung. Die Szenarien und Beschreibungen der Lebensumstände sind so düster, wie die selbstproduzierten Beats. Friede, Freude, Eierkuchen gibt’s woanders.

War’s das? Kann man das aktuelle Release „Königsmische“ so einfach abhaken? Oder ist „Königsmische“ eben erwähntes Bombenflugzeug, dass seine Kraft beim Einschlag zeigt?

„Selbst der Papst spart sich die Kommentare, das hier ist zu andersartig, angesagt ist anders“

Die Kamikazes eröffnen den musikalischen Sturzflug auf den Hörer mit einem sehr schönen Intro. Aber was heißt schön? Der düster-schleppende Beat von Fella Oner ist wegweisend für das ganze Album, soviel schon vorab.

Der Titeltrack „Königsmische“ kommt da um einiges flotter daher. Mythos und Antagonist thematisieren hier ihre Brüderschaft auf einem eher durchschnittlichen Synthie-Streicher-Beat. Macht nix, Message kommt an.

„Und was du Freitag Abend machst, machen die Brüder Montag Nachmittag“

Kamikazes – Königsmische

Das erste von zwei Features kommt von Prezident und ist im Track „Blutgruppe NCI“ die gewisse Prise Salz in der Kochsalzlösung. Der Beat ist extrem böse und atmosphärisch, inhaltlich wollen die Parts aber nicht 100%ig zusammenpassen. Egal, die Message kommt hier ebenfalls an.

Feature Nummer Zwei stammt von Lokikzz, der auf dem meiner Meinung nach stärkstem Beat des Albums einen sauberen Part abliefert. Schade nur, dass der Track sehr kurz ist, was wohl am fehlenden bzw. nicht vorhandenen Part von Antagonist liegen mag. Nichtsdestotrotz ein Track der im positiven Sinne hängenbleibt.

„Nix verloren“ bietet Anlass, noch ein, zwei Worte über die Beats zu verlieren: Düster, minimalistisch, zweckmäßig. Ok, das waren jetzt drei Worte. Allerdings gewöhnt man sich als Hörer schnell an den geschlossenen Kreis dieser Machart. Die Beats machen, wie der Inhalt auch, das ganze Album extrem rund. Auch wenn mancher bemängeln dürfte, dass „Königsmische“ hauptsächlich die alkoholgetränkte und weedvernebelte Schattenseite Wuppertals beleuchtet. Ein Seitenwechsel sorgt da manchmal für neue Perspektiven. So kann der Hörer in „Nix verloren“ nachvollziehen, warum die Kamikaze manchmal lieber unter sich sein wollen.

Der Inhalt von „Auge um Auge“ ist dem Titel gemäß selbsterklärend. Der Beat sticht vom Arrangement, den Instrumenten und den hypnotischen Streichern her stark hervor. Einer der stärksten Tracks des Albums.

„Vertrau niemals, grad wenn sie von Freiheit reden – Des einen Freiheit ist des anderen Knebel“

Kamikazes & Prezident – Auge um Auge

„Wer oder was ist Berlin?“, fragt Antagonist. Antworten auf diese und andere Fragen beantworten die Kamikazes in ihrer Stadthommage „Wupperclass“ und setzen damit „dem Scheißhaufen nur die Krone auf“. Der Beat haut nicht wirklich vom Hocker, aber wie gesagt: Sie sind oft auch mal praktisch bzw. minimalistisch. Und ja, auch düster.

Praktisch-minimalistisch-düster geht es weiter. „Jung & stur“ könnte man als zweiten Teil vom Titeltrack sehen. Nicht besser, nicht schlechter. Man hat es eben nur schon irgendwie gehört. Diesen Makel macht „Kreuz“ schnell wieder wett. „Atmosphärische Endzeitapokalyptik“ würde den Track in etwa so umschreiben, als wäre das Thema ein Kaffeekränzchen. Doch es geht mehr in die Richtung Jesus am Kreuz, aber nagelt mich nicht drauf fest! Am Ende höre ich so etwas wie Cuts, die ich übrigens auf dem gesamten Album schmerzlich vermisse. Muss ja nicht sein, aber sie hätten dem Gesamteindruck sicher nicht geschadet.

Fella Oner schließt „Königsmische“ mit einem sehr experimentellen Beat für das Outro. Aber was sag ich? EIN Beat? Nein, das Outro besteht aus zwei Beats, wobei der zweite Teil mit einem extrem eingängigen Vocalsample aufwartet. Dann ist plötzlich Schluss und man möchte sich mit einem Kasten Bier zu Hause einschließen und das Album noch einmal hören.


FAZIT

Das Album schlägt ein wie ein Bombenjet. Selbst der notorischste Beatnörgler und Textezerpflücker wird sich der Atmosphäre von „Königsmische“ nicht entziehen können. Mythos und Antagonist saugen die Eindrücke ihrer Umwelt ein und kotzen sie dem Hörer so ehrlich-direkt vor die Füße, dass man nicht weghören kann. Vom Inhalt ab, muss man aber ein Freund der Beats sein. Das Album ist zum Durchhören super, sich einen einzigen Favoriten rauszupicken ist hingegen schwer. Die Songs leben vom Song davor und danach. Ja, auch das Intro und Outro, denn „Königsmische“ lädt definitiv zum mehrmaligen Hören ein.

Der Sound ist, oh Wunder, praktisch-minimalistisch-düster. Eine glasklare, polierte Produktion würde „Königsmische“ aber auch nicht stehen. Die Beats könnten mehr drücken. Dafür sind die Stimmen verständlich und darauf kommt es ja letztendlich an.

Das Cover besteht, nun ja, aus zwei Fotos. Überrascht war ich vom Hochkantformat. Ist also nix zum Ausdrucken und in den CD-Hülle packen. Das wiederum ist aber auch halb so tragisch, den es kommt recht lustlos designt und deshalb recht zweckmäßig daher.


BEWERTUNG

Kamikazes - Königsmische Rating

4/5


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(71,4 MB)



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