
Am 20.03.2013 verlor die Düsseldorfer Musikszene nicht nur einen herausragenden MC. Mehr als das war Jakob Wich, geboren am 28.11.1984 und der Rapszene als NMZS bekannt, ein Charaktermensch. Auf der Bühne, vor der Bühne und privat ein Unikat. Jakob wählte den Freitod, was seinen Verlust für seine Verwandten, Freunde und Bekannten nicht einfacher macht.
Umso „schöner“, wenn man denn in diesem Zusammenhang denn in solchen Worten sprechen möchte, ist es, dass ihm nun die letzte musikalische Ehre erwiesen wird.
Jakobs Bandkollegen, die Antilopen Gang, organisieren zusammen mit dem Zakk in Düsseldorf am 17.08.2013 die „Tribute to NMZS“ Jam. Nun muss man das Zakk kennen, um zu wissen, in welchem Umfang die Jam stattfinden könnte: Es gibt einen kleineren Club, in welchem etwa 200 Leute Platz finden und eine größere Halle für ca. 500 Gäste. Abhängig von den Kartenvorverkäufen wird entweder der eine oder der andere Raum genutzt. Vom verfügbaren Platz abgesehen ist natürlich auch der Sound besser und eine Live Show „konzertiger“.
Anmerkung: Aufgrund des sehr guten VVKs findet die Jam in der großen Hall des Zakks statt (Quelle).
Die Karten kosten im Vorverkauf bezahlbare und faire 12 Euro. Um den Namen „NMZS“ ein letztes Mal hochleben zu lassen, bekommt das Publikum dafür Auftritte von Jakobs engsten musikalischen Wegbegleitern zu sehen:
Antilopen Gang
stabil elite
Illoyal & Bassdeaph
Form/prim
Bobby Fletcher
Prezident & Kamikazes
Lea-Won
Der Neue Westen
Gabo & Pahricida
DJs: Scoobie Drum / Tai Phun
Geplant ist außerdem ein NMZS-Tribut-Set, für das sich viele der anwesenden Rapper inklusive einiger Überraschungsgäste gemeinsam auf die Bühne begeben werden.
Wie eingehend erwähnt, kann diese Jam einen Clubcharakter haben oder eben den eines würdigen Konzertes, dass NMZS als Musiker und Jakob als Menschen ehrt. Die Entscheidung, den Veranstaltungsort der Jam an die Kartenverkäufe zu koppeln ist verständlich. Wer mit kühlem Kopf jetzt das Preisleistungsverhältnis errechnen möchte wird aber auch feststellen, dass er a) für 12 Euro einiges geboten bekommt und b) Teil einer guten Sache ist.
Denn die Konzerteinnahmen fließen in zwei Projekte, die noch diesen Sommer realisiert werden sollen: Einerseits handelt es sich dabei um die Veröffentlichung des von NMZS hinterlassenen Albums „Der Ekelhafte“ und andererseits um eine NMZS-Werkschau in Form einer edlen CD-Box. Spätere Einnahmen werden u.a. zur Deckung der Beerdigungskosten verwendet.
Die Karten für die „Tribute to NMZS“ Jam können unter diesem Link direkt beim Zakk vorbestellt werden:
* KARTENVORBESTELLUNG *
Einlass am 17.08.2013 ist 19 Uhr und Beginn um 20 Uhr. Natürlich können auch noch Karten an der Abendkasse für 15 Euro erworben werden.
Persönliche Worte
Ich kannte Jakob nicht als Freund wie ihn andere kannten, aber als Teil von etwas, was mir wichtig ist: der Musik. Genauer gesagt der lokalen Rapmusik aus Düsseldorf. Düsseldorf ist und bleibt ein Dorf. Jeder kennt jeden und die Rapszene ist ebenfalls relativ überschaubar. Auch wenn viele Musiker dieser Szene nicht unbedingt zusammen Musik machen (wollen) oder auf in eine Richtung denken und handeln, man begegnet sich alles in allem mit Respekt. Denn unabhängig vom Sound, der bei jedem Künstler zum Glück unterschiedlich ist, so sind Abläufe wie Songs schreiben, Beats produzieren, live auftreten usw. zumindest ähnlich.
Als ich Jakob 2008 kennenlernte haben wir uns sehr gut verstanden und unterhalten. Es war eine dieser für Rapper typischen Begegnungen und zwar auf einer Jam. Wir philosophierten etwas rum, fanden die gleichen Leute auf der Bühne scheiße und tranken einen. Oder mehr. Zu dieser Zeit plante ich einen Track mit 25 Rappern, Sängern/Sängerinnen und DJs. „Unikat“ ist der Titel des Songs, der dann erst 2012 rauskam:
Thema des Songs war es, dass jeder 8 Zeilen darüber rappt/singt/scratcht, warum er/sie ein Unikat ist. Jedenfalls erzählte ich Jakob von der Idee und er war sofort dabei. Ich sollte ihm nur den Beat schicken, was ich dann auch tat. Kurz darauf schickte er mir 8 Zeilen in Textform zurück, die ich heute leider nicht mehr zusammenbekomme und auch nicht nachlesen kann, da er sie mit über Myspace schickte. Durch die kürzliche Umstellung auf NewMySpace wurden alle alten e-Mails gelöscht. Danke an dieser Stelle an das Datenflittchen MySpace.
Die Gründe, warum Jakob den Part damals nicht recordet hat, kenne ich nicht genau. Er war mit anderen Projekten beschäftigt und ich ebenso. Wer Musik macht weiß, wie viel Zeit den Rhein runterfließen kann, bis eine Zusammenarbeit zu Stande kommt. So traf man sich die Jahre über regelmäßig auf eigenen Auftritten oder denen von befreundeten Musikern wie z.B. Prezident. Ja, sogar durch Zufall bei Prezident zu Hause, als ich in Wuppertal bei ihm einen Schrank abholte 😀
„Da fährste nach Wuppertal und siehst trotzdem noch die Düsseldorfer Hackfressen“
Jakob recordete an diesem Tag seinen Part zu „Gib’s mir richtig“, der Ende 2012 auf dem Produzentenalbum von Monkay Beats herauskam. Ich konnte schon mal vorab reinhören und finde den Track in seiner Endform sehr sehr cool:
Das letzte Mal traten NMZS und ich gemeinsam auf der „Back to the Future Flavor Jam 22“ in Düsseldorf Benrath auf. Davor interviewte ich ihn mit Kilo Meta im Sommer 2012 überfallartig und kurz per Telefon in der IMC Radio Mixshow. Der letzte Kontaktpunkt war am 18.11.2012 bei Kilo Meta zu Hause. Wir wollten ein gemeinsames Musikprojekt besprechen, welches aufgrund Jakobs Tod seitdem erst einmal auf Eis lag.
Warum ich all diese Kontaktpunkte herauspicke: In allen Situationen fiel mir bei Jakob ein Ich-will-hier-weg-Ausdruck auf. Ich möchte bei allem Respekt nichts oder etwas falsches in dieses Verhalten hineininterpretieren, was Verwandte und Freunde möglicherweise besser könnten. Aber das war eben mein Eindruck. Das war nicht der Jakob, mit dem ich 2008 volltrunken über schlechte Rapper rumgewitzelt hab; der mir in kürzester Zeit einen Feature-Part zukommen ließ; und der – das erwähne ich nicht ohne Grund zum Schluss – mich IMMER mit dem Vornamen ansprach. Es klingt banal, aber den habe ich ihm beim Kennenlernen nur einmal gesagt. 2008. Volltrunken. Und sich als Musiker nicht unter dem Rapper- Pseudonym zu kennen oder anzusprechen ist zumindest für meine Begriffe ein Kennzeichen von persönlichem Respekt.
Ich hoffe, dass Jakob endlich seinen Frieden gefunden hat. Und ich hoffe, dass die Tribute Jam ihm den Respekt erweisen wird (erwiesen hat), der ihm gebührt.
Patrick / SirPreiss

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